club:cms:artikel-schule_leiten
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+ | Schulen in eine digitalisierte Welt leiten | ||
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+ | Der Chaos Computer Club ist … Seit über 10 Jahren engagieren sich verschiedene Menschen aus den Bereichen IT und Bildung im Projekt „Chaos macht Schule“, um ihr Expertenwissen an der Schnittstelle von Technik und Gesellschaft weitergeben zu können. Durch diese Arbeit sind uns einige Einblicke in die deutsche Schullandschaft möglich, die in diesem Artikel kurz angedeutet werden. Aus den Erfahrungen heraus haben wir Forderungen an die Politik und Vorschläge an die Akteure an Schulen entwickelt, wie Schulen in das digitale „Neuland“ geleitet werden können. Zentral ist für uns dabei der Begriff der digitalen Mündigkeit, | ||
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+ | Computer und Technik sind überall um uns herum. Algorithmen und Netzwerke beeinflussen unser Leben, unsere Umwelt und unsere Gesellschaft. Der Unterricht an vielen Schulen hat sich dagegen in den letzten zwanzig Jahren wenig mit der Digitalisierung beschäftigt oder ihr gar den Einzug in Lehrpläne, Lernräume und didaktische Konzepte ermöglicht. So entsteht eine Diskrepanz zwischen der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen, | ||
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+ | Während unserer Besuche haben wir vielfältige Einblicke in die deutsche Bildungslandschaft gewonnen. Uns ist deutlich bewusst geworden, dass fehlende Technik oder Breitbandanbindung nur ein Aspekt eines komplexen Schulentwicklungsprozesses sein kann. Auch die langfristige Organisation, | ||
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+ | An vielen Schulen scheint Technik für einen digitalisierten Unterricht zu fehlen. Es gibt wenige, veraltete Computer in zu wenigen Computerräumen, | ||
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+ | * Immer mehr Programme und Techniken agieren heute mit cloudbasierten und internetbezogenen Lösungen. Eine ausreichende Breitbandanbindung mittels Glasfaser, die der Schülerzahl einer Schule angepasst ist, sollte daher in jedem Fall eine hohe Priorität einnehmen. | ||
+ | * Einmalige Förderprogramme sind geeignet, um Schulen kurzfristig mit Technik auszustatten. Die Milliarden, die versprochen wurden, klingen hierbei zunächst nach einer großen Summe. Doch vereinfacht gerechnet, bedeuten sie im Schnitt 125.000€ pro Schule. Der Ausbau des WLANs einer Oberschule wird in Bremen bereits mit 35.000 € veranschlagt2. Dazu kommen gemäß einer Faustregel etwa der selbe Betrag jährlich für Wartung und Erhaltung des Netzes und der angeschlossenen Hardware. Spätestens nach 4 Jahren wäre die Summe aufgebraucht – ohne dass die Schule sich einen einzigen PC gekauft hat. | ||
+ | * Für technische Komponenten und die jährlichen Wartungskosten müssen in Deutschland die Schulträger aufkommen – und die sind sehr unterschiedlich in ihrer Finanzstärke aufgestellt, | ||
+ | * Die wenigsten Schulen stellen einen in Informatik ausgebildeten Techniker ein, um ihre Infrastruktur warten zu lassen. Es ist fahrlässig, | ||
+ | * Immer mehr Firmen bieten ihre Produkte für den Bildungsmarkt an. Sie preschen dabei oft in eine Lücke, die das lange Zögern der Politik bei der digitalen Schulentwicklung in Deutschland offen gelassen hat und präsentieren sich als Motoren, die das Land „international wettbewerbsfähig halten“ und sich „in der Verantwortung“4 sehen. Da diese Konzerne auch politische Interessen verfolgen, die mit ihren wirtschaftlichen Zielen einhergehen, | ||
+ | * Als Gemeinschaft von „Hackern“ liegt uns der Datenschutz in besonderem Maße am Herzen. In einigen Schulen wird dieser insbesondere von administrativer Seite oft als Hindernis erlebt - im Sinne von: „die Bürokraten haben mein Projekt schon wieder gestoppt“. Bitte achten Sie als Entscheidungsträger und -trägerinnen den Datenschutz und versuchen Sie dabei Lösungen zu ermöglichen. Es ist beispielweise nicht notwendig, die Speicherung von schulbezogenen Daten auf privaten Geräten per se zu verbieten, wie die vielen BYOD-Projekte zeigen. Es kann aber auch nicht die Lösung sein, dies mit einer ausreichenden Anzahl von Elternunterschriften zu legalisieren, | ||
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+ | **Unterricht im „Neuland“** | ||
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+ | Die größten Missstände, | ||
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+ | Auch der Informatikunterricht, | ||
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+ | * Nicht ohne Grund beginnt jede Entwicklung mit einer Feststellung des Standpunktes. Ermöglichen Sie Ihrem Kollegium, die Begrifflichkeiten zu klären und die eigenen Experten und Stärken, die es sicher bereits gibt, wahrzunehmen. Ermutigen Sie Vorreiter und ermöglichen sie den (kritischen) Diskurs innerhalb des Kollegiums, beispielsweise durch Barcamp-Formate, | ||
+ | * Digitalisierung ist nichts, was einfach unsere bisherige Gesellschaft in ein paar „Einsen und Nullen“ umwandelt. Sie verändert unsere Lebenswelt durch Prozesse wie Automatisierung und künstliche Intelligenz nachhaltig. Die KMK-Beschlüsse verbleiben leider oft noch zu sehr dabei, die traditionellen Inhalte mittels Medien effizienter oder motivierender zu vermitteln. Dabei bieten die neuen Medien eine Vielzahl moderner Konzepte kollaboratives, | ||
+ | * Vergessen Sie nicht, für die Technikaneignung und Kompetenzentwicklung Zeit einzuplanen – sowohl im Kollegium als auch bei den Schülerinnen und Schülern. Obwohl viele Jugendliche heute ihr Smartphone ständig bei sich haben, ist die Kompetenz im Umgang mit technischen Geräten oft erschreckend gering. Beiläufig zu lernen, wie man Technik einsetzt, wie sie funktioniert und wie man mit Schwierigkeiten umgeht, gelingt ausgesuchten Autodidakten – aber nicht der breiten Masse. Geben Sie also Zeit für Lernprozesse und ermutigen Sie bei Rückschlägen. Technik funktioniert selten auf lange Dauer fehlerfrei – Fehler zu finden und Probleme zu beheben, statt frustriert die „magische Box“ an die Wand zu werfen, ist daher ebenso wichtig, wie sie beiseite legen zu können, wenn ihr Einsatz gerade nicht passt. | ||
+ | * Wir werden oft von engagierten Lehrkräften eingeladen, den Schülerinnen und Schülern „etwas über Datenschutz“ zu erklären. Das machen wir gerne. Im reflexiven Gespräch mit den Lehrkräften selber treffen wir gleichzeitig aber auf eine recht sorglose Praxis der umgebenen Erwachsenen, | ||
+ | * Verordnungen und Verbote sowie Schulungen von selten der Behörde sind selten flächendeckend bekannt und oft leider auch nicht ausreichend an die reale schulische Praxis und die Bedürfnisse der Lehrerinnen und Lehrer abgepasst. Die Bitte des Abschnitts über Technik wiederholt sich hier also: Sensibilisieren Sie und ermöglichen Sie Datenschutz, | ||
+ | * Nutzen Sie die Vorteile einer digitalen Welt auch für die Schulentwicklung: | ||
+ | * Um eine digitale Mündigkeit zu stärken, muss man nicht zwingerderweise in jedem Raum die neuste Technik stehen haben. Die vielen Anfragen an Chaos macht Schule zeigen uns deutlich, dass im Sinne der Allgemeinbildung in einer digitalen Welt ein hoher Bedarf an reflexiver und kritischer Auseinandersetzung mit digitalen Themen besteht. Nach fachlichen Impulsen beginnen Schülerinnen und Schüler oft rasch, Zusammenhänge zu erkennen, Funktionalitäten in Frage zu stellen oder Chancen und Risiken zu diskutieren. Oft hört der Unterricht zu digitalen Themen bei einem rudimentären Datenschutz (Think bevor you post) auf. Eine Ausweitung auf andere, ebenso gesellschaftrelevante Bereich wie Überwachung oder Datensicherheit findet aber zu selten statt. Ermutigen Sie daher Ihre Kollegen und Kolleginnen fachübergreifend, | ||
+ | * Durch die Einbindung von technischen Hilfsmitteln (z.B. Schulclouds) in soziale Systeme entstehen sozio-technische Systeme. In diesen beeinflussen sich die Strukturen des Sozialen und des Technischen immer wieder gegenseitig. Schulentwicklung ist in diesen Sinne kein Ablauf, den man in einigen Jahren abgeschlossen haben wird, sondern ein immer währender Kreislauf, indem sowohl das soziale System als auch die unterstützende Technik immer wieder verändert und angepasst werden müssen. Im sozialen System können Sie dies durch kontinuierliche Fortbildungs- und Austauschangebote unterstützen, | ||
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