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Retro

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Wir sammeln, restaurieren und stellen alte Computer- und Netzwerktechnik aus.

Retro Computing Festival 2025

Beim Retro-Computer-Festival im Heinz-Nixdorf-Museumsforum haben wir diese Ausstellungsstücke dabei:

Wir zeigen u.a. eine Karte des ARPANETs von 1981

Ethernet der ersten Stunde

Wir haben ein "Yellow Cable"-Ethernet (1980), auch bekannt als Thickwire oder 10base5 mit drei Taps dabei. Unser Kabel ist orange, weil der Kunststoff flammhemmend ist (im Gegensatz zum originalen gelben Kabel). Über das daumendicke Coax-Kabel werden 10 MBit/s übertragen. Rechner und andere Geräte werden über eine Media Attachment Unit (MAU) mit dem Kabel verbunden, die die analoge Sende- und Empfangselektronik enthält. Diese ist über ein AUI-Kabel mit dem Rechner verbunden, der mit Takt-, Emfangs-, Sende- sowie Steuerleitungen die MAU steuert. Der Bitstrom (Layer 1) ist identisch mit 10base2 (“Thinwire”) und 10baseT (über RJ45) und kann mit relativ einfacher Elektronik umgesetzt werden. Layer 2 und höher sind weiterhin kompatibel, das heißt, die Ethernet-Frames können problemlos über einen Switch mit 100 Gbit/s oder schneller ausgetauscht werden.

In unserem Rack ist ein Hub (nicht Switch), der zwischen dem AUI- und dem 10baseT-Anschluss übersetzt. Über einen herkömmlichen Switch ist das Ethernet mit dem Rest unseres Netzwerks verbunden, und unsere Sun SparcStation bekommt darüber Internet-Zugang.

Die Norm 10base5 bedeutet 10 Mbit/s Übertragungsrate und eine Kabellänge von bis zu 500 Meter. Die Transceiver können aus HF-Gründen nur an bestimmten Stellen des Kabels angebracht werden; die entsprechenden Stellen sind mit einem schwarzen Ring markiert.

Bildschirmtext-Terminal Bitel T3210

Der Bildschirmtext-Dienst der Deutschen Bundespost (1983 bis 2007) war ein Online-Dienst, der Informationen von Drittanbietern Endkunden und Firmen zur Verfügung stellte. Für die Teilnahme war zunächst ein spezielles Endgerät notwendig; dieses konnte von der Bundespost gemietet, oder von verschiedenen Herstellern der Unterhaltungselektronik gekauft werden. Einige höherwertige Fernseher hatten eingebaute Dekoder-Module, es gab Settop-Boxen, oder auch komplette Geräte mit Tastatur und Bildschirm. Die Datenverbindung wurde über ein Modem hergestellt. Für reine Teilnehmer (statt Anbieter) kam das Modell DB-T03 zum Einsatz, das mit 1200 Bit/s in Empfangs- aber nur 75 Bit/s in Sende-Richtung vor allem auf den Abruf von Informationen ausgerichtet war.

Unser Gerät Bitel T3210 war ein kostengünstiges Terminal mit Schwarzweiß-Bildschirm und einer kompletten Tastatur. Damit konnten Firmen Online-Dienste, z.B. Banking, Auskünfte oder auch Zugang zu Bestellsystemen nutzen.

Weitere Informationen unter BTX-Museum.de.

Sun SPARCstation 4

Der Computerhersteller Sun verkaufte ab 1989 seine SPARCstation-Computer, die auf der selbst entwickelten RISC-CPU-Architektur SPARC basierten. Im Gegensatz zu damaligen PCs (486) war die CPU sehr viel schneller, und die Geräte wurden in der Regel auch mit sehr viel mehr RAM ausgeliefert (zu entsprechenden Preisen natürlich). Als sog. “Workstations” dienten sie vor allem Ingenieuren und Wissenschaftlern.

Als Betriebssystem kam bei Sun ausschließlich UNIX zum Einsatz, zunächst auf Basis von BSD (SunOS 4), später dann auf Basis von System V (SunOS 5/Solaris 2).

Unsere SPARCstation 4 (vorgestellt 1995) hat 64 MB RAM und eine 3.5“-Festplatte mit einem Gigabyte. Die MicroSPARC II-CPU taktet mit 85 MHz. Wir nutzen als graphische Oberfläche OpenWindow. Sun hatte in den 90ern angefangen, auch Motif zu verweden, das aber deutlich ressourcenhungriger war, und mit 64 MB RAM nicht wirklich Spaß macht.

Auf der Sun schauen wir uns mit dem Netscape Communicator 4.7 Web-Seiten von 1999 an, mit Hilfe des WaybackProxy, einem Tool, was als HTTP-Proxy arbeitet und Seiten aus der Wayback Machine aus dem konfigurierten Jahr ausliefert.

PiDP-10

Wir zeigen ein Funktionsmodell einer PDP-10, Modell KA-10 des Herstellers Digital Equipment (DEC), erschienen 1975.

Die PDP-10 war die 36-Bit-Familie von DEC, aufwärtskompatibel zu ihrem Vorläufer PDP-6, von 1964. Die Weiterentwicklung der PDP-10 wurde 1983 zu Gunsten der 32-Bit-Superminicomputer VAX eingestellt.

Das ausgestellte Modell KA-10 wurde 1966 eingeführt und durch diskrete Bauteile realisiert, also keine integrierten Schaltkreise (“IC”). 1973 erschien das Nachfolgemodell KI-10 welches bereits auf TTL-Schaltkreisen basierte. 1975 folgte die deutlich schnellere KL-10 mit ECL-Schaltkreisen. Diese Maschine erreichte bereits 1 MFLOP mit 36 Bit Floatingpointzahlen. 1978 folgte eine günstigere Variante auf Basis von Am2901-Bit-Slice-Prozessoren von AMD unter dem Namen KS-10.

Die KA-10 hatte durch ihren 18-Bit-Adressraum eine maximale Speicherkapazität von 256 Kiloworte, also 262144 Speicherworte zu je 36 Bit. Es gab keine Paging-Hardware sondern stattdessen Basis- und Limit-Register. Sowohl am Massachusetts Institute of Technology (MIT) als auch bei Bolt, Beranek & Newman (BBN) wurde Paging-Hardware entwickelt und in den dortigen KA-10-Maschinen verbaut. Ab der KI-10 wurde Paging-Hardware dann standardmäßig von DEC ausgeliefert.

DEC sah als Betriebssystem eine Weiterentwicklung von “Monitor”, dem Betriebssystem der PDP-6 vor und nannte es TOPS-10. Im AI-Laboratory des MIT wurde stattdessen ITS, das “Incompatible Timesharing System” entwickelt. Dieses Betriebssystem ist OpenSource und wird noch immer, knapp 60 Jahre nach seinem Ursprung, weiterentwickelt.

Bolt, Beranek & Newman entwickelte ab 1969 das Betriebssystem TENEX, mit dem verschiedene Aspekte von virtuellem Speicher erforscht wurden. Der Bedarf entstand aus KI-Projekten mit sehr großem Speicherbedarf mit der Programmiersprache LISP. Die hierfür entwickelte Paging-Hardware wurde von DEC später übernommen, ebenso das Betriebssystem, welches unter dem Namen TOPS-20 vertrieben wurde. Wenn eine PDP-10 bei DEC bestellt wurde, musste das verwendete Betriebssystem angegeben werden da die Maschinen wegen der unterschiedlichen Verwaltung des Hauptspeichers unterschiedlichen Microcode erhielten. Die Modelle ließen sich äußerlich durch unterschiedliche Lackierungen der Zierleisten an den Gehäusen zu unterscheiden.

Auf der PDP-10 wurde das erste Text-Adventure “Adventure” entwickelt. Auch die Spieleserie “Zork” wurde auf einer PDP-10 entwickelt. Das erste MUD (Multi-User Dungeon) wurde ebenfalls auf einer Maschine dieser Art entwickelt. Bill Gates und Paul Allen schrieben ihr Altair BASIC mit Hilfe eines 8080-Emulators auf einer PDP-10 an der Harvard University. Allen baute den PDP-10-Assembler mit Hilfe von Macros so stark um dass dieser Code für den 8080-Prozessor erzeugen konnte. Kurz danach gründeten die beiden die Firma Micro-Soft, die später in Microsoft umbenannt wurde.

In unserem Modell befindet sich ein Raspberry Pi 5 mit der Emulationssoftware SimH und der Erweiterung BlinkenBone. Letztere steuert die voll funktionsfähige und originalgetreu arbeitende Konsole mit ihren zahllosen Schaltern und Lichtern an. Als Betriebssysteme sind ITS (Incompatible Timesharing System), TOPS-10 und TOPS-20 verfügbar.

PiDP-11

Die PiDP-11 ist ein Funktionsmodell einer PDP-11/70 des Herstellers Digital Equipment (DEC), erschienen 1975.

Die PDP-11 war ein 1970 eingeführter, in den 1970er Jahren weit verbreiteter 16-Bit-Computer der Digital Equipment Corporation. Maschinen dieser Familie waren vergleichsweise einfach aufgebaut, waren sehr gut dokumentiert, so dass es auch zahlreiche Fremdhersteller gab, die Erweiterungen anboten. Als Folge hieraus fanden die verschiedenen PDP-11-Systeme sehr unterschiedliche Anwendungen für Laborsteuerungen, Prozessdatenverarbeitung, kaufmännische Anwendungen, Embedded Systems, usw.

Die Rechnerfamilie zeichnet sich durch eine gemeinsame Architektur aus. Diese umfasst 16 Bit breite Register und einen byteadressierbaren Adressraum von erst 18, später 22 Bit. Programme konnten von einem Modell auf das andere übertragen werden, sofern die Speichergröße ausreichte und Treiber für die jeweilige Hardware installiert waren.

DEC selbst bot eine breite Palette an Betriebssystemen an, u.a. RT-11 für kleine Systeme mit Echtzeitanforderungen, RSTS/E für Multi-User-Anwendungen, DSM-11/MUMPS für Datenbankanwendungen oder RSX-11 für große Systeme mit Echtzeitanforderungen. Mit Angeboten von Fremdanbietern gab es über 20 verschiedene Betriebssysteme.

In den 1970er Jahren wurde in den Bell Labs das Betriebssystem UNIX zusammen mit der Programmiersprache C auf verschiedenen PDP-11-Systemen entwickelt. Mit steigender Beliebtheit und Verbreitung von UNIX fing dann auch DEC an, seine eigene Variante Ultrix zu entwickeln und vermarkten.

Das hier dargestellt Modell 11/70 gehörte beim Erscheinen zu den Modellen am oberen Ende des Leistungsspektrums. Am anderen Ende wurden die MicroPDP-11-Reihe für Microcomputer und die LSI-11-Reihe für Embedded Systems eingeführt.

In unserem Modell befindet sich ein Raspberry Pi 4 mit der Emulationssoftware SimH und der Erweiterung BlinkenBone. Letztere steuert die voll funktionsfähige und originalgetreu arbeitende Konsole mit ihren zahllosen Schaltern und Lichtern an. Es sind verschiedene Betriebssysteme verfügbar, wie RT-11, RSX-11M+, RSTS/E und etwa ein halbes dutzend verschiedene UNIX-Versionen von den 70ern bis in die 90er Jahre.

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